„Völkermord an den Jesiden – HAWAR.help“

„Völkermord an den Jesiden-HAWAR.help“

Nach der sehr bewegenden Veranstaltung im Herbst 2018 mit den Holocaustüberlebenden Petra und Franz Michalski haben wir das Thema der Menschenrechtsverletzung und den Einsatz für Menschwürde für alle ein weiteres Mal erfahrbar werden lassen.

In den Nachrichten sind Massentötungen fast wöchentlich präsent, aber wie „präsent“ ist uns die Tötung einer ganzen Bevölkerungsgruppe, deren Namen wir nur hin und wieder aufgeschnappt haben? Die Rede ist vom Genozid (Völkermord) der Jesiden. Das Thema haben wir im letzten Sommer in einer sehr aufklärenden Veranstaltung für die Oberstufe kennengelernt. Frau John initiierte und koordinierte die Durchführung von „School Talks“ ,der Hilfsorganisation „HAWAR.help“ mit Unterstützung weiterer Lehrer des THG .

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HAWAR.help ist eine Menschenrechtsorganisation, die von Düzen Tekkal mit Unterstützung ihrer Familie gegründet wurde. Düzen Tekkal, selbst jesidischer Abstammung , ist eine bekannte deutsche Fernsehjournalistin, Autorin und Kriegsberichterstatterin. Sie verfolgte 2014 den Völkermord der Jesiden durch den Islamischen Staat (IS) und entschloss sich diesen Völkermord filmisch zu dokumentieren. Sie rief HAWAR.help e. V. ins Leben ,um die entrechteten Frauen vor Ort im Irak zu stärken, z. B. durch Projekte wie Empowermentcenter in Flüchtlingslagern. Hier vor Ort in Deutschland bieten sie auch Integrationsprojekte an. Das Fußballprojekt „Scoring Girls“ für weibliche Flüchtlinge in Deutschland und deutsche Mädchen unter der Schirmherrschaft von Anne Will und das Projekt „School Talks“ stärken das demokratische Bewusstsein ,Vielfalt und Akzeptanz einer multikulturellen Gesellschaft.

Am Veranstaltungstag wurde der Film“HAWAR-Meine Reise in den Genozid“ gezeigt, der auch uns am THG viel Wissen über das Schicksal der Jesiden vermittelte und uns zum Teil sehr mitnahm.

Die Experten Tugba Tekkal , Schwester von Düzen Tekkal und Gründerin von „Scoring Girls“, und Ali Can kamen bei uns auf die Bühne und berichteten von ihren eigenen Erfahrungen und Ansichten zum Thema Integration . Ali Can erzählte von Situationen, in denen es gelang Vorurteilsgrenzen durch Humor und Einfallsreichtum zu sprengen.

Viele Schüler erfreute es die ehemalige Fußballspielerin Tugba Tekkal des 1. FC Köln kennen zu lernen. Durch ihren eigenen besonderen jesidischen Hintergrund wurde uns klar, dass ihr das Sportprojekt zur Integrationsförderung und Empowerment junger Jesidinnen und anderer sportbegeisterter deutschen Mädchen besonders am Herzen liegt.

Ali Can, der „HAWAR.help“ unterstützt, ist Gründer des Vereins „Interkultureller Frieden e. V. und zusätzlich Leiter des Vielrespektzentrums in der Essener Innenstadt, wohin er herzlich einlud. Nach dem Thema Vielfalt und Respekt hatten wir Schüler die Möglichkeit zum Austausch untereinander und mit den zwei Experten.

In Abrundung der Veranstaltung trug die jesidische Mitschülerin Nermin Khamo Kret ein Gedicht vor, das zum Ausdruck brachte, wie wichtig es ist , für belastete Menschen zu sprechen und zu sehen, die dies selbst aus verschiedenen Gründen nicht können.

Zum Abschluss bekamen die angereisten Gäste von einem jesidischen Mitschüler Geschenke überreicht. Einmal war es ein Kunstwerk von Birthe Schorsch (Q1). Sie gestaltete das Gemälde einer Pfauenfeder (Vereinssymbol von HAWAR. help) und integrierte in dies künstlerisch das Antlitz von Nadia Murad, der Friedensnobelpreisträgerin, hinein. Nadja Murad, die als Mädchen den Völkermord der Jesiden durch den IS überlebt hat und eine Hauptprotagonistin im gezeigten Kriegsfilm war, verdient mit ihrem eindrucksvollen Engagement nach den vielen schrecklichen Erniedrigungen und der daraus erwachsenen Stärke unsere Bewunderung; sie wurde verkauft ,vergewaltigt und mit der Ausrottung ihres jesidischen Volkes bedroht. Es ist ihr ein Anliegen die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Marie Wekel (Koordinatorin von HAWAR .help), die von Berlin angereist war, sollte das Kunstwerk Nadja Murad überreichen , wenn diese aus den USA zurück kommt. Das andere Geschenk bestand aus orientalischen Gebäck-Nestern , die auf die Nestwärme hinweisen , die wir allen Unterdrückten und Bedrohten vermitteln wollen.

Am Schluss der Veranstaltung bestand für die Schulgemeinde die Möglichkeit an einer Puzzle-Aktion teilzunehmen . Frau John verteilte farblich vorbereitete Puzzleteile, auf die man seine Initialen notieren und sie dann in das große Plakat eines Pfauenauge-Symbols von HAWAR,help einfügen konnte. Dies unterstrich die Achtsamkeit mit dem Teil des vorgetragenen Gedichts:

„Ich verschließe meine Augen nicht, wenn ich Übergriffe auf Personen, Gruppen ,Ethnien oder Völker sehe, sondern engagiere mich mutig.“

Anschließend nahmen alle an einer Umfrage in Form von Fragebögen teil, die von HAWAR.help verarbeitet wurde.

Soviel ist sicher: Wenn jeder genau auf Unrecht hinschaut, mit den Entrechteten fühlt und Einsatz für Recht gibt, können wir in eine gute und friedvolle Zukunft schauen. Aus meiner Sicht war dies eine sehr interessante, emotionale und hilfreiche Veranstaltung, die bei mir zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Thema „Sicherheit für alle Verfolgten-Engagement für sie“ führte.

Laura Kräling (Q1)

Ich habe mich gefreut , zusammen mit anderen Schülerinnen und Schülern des THG, Jesiden, Jesidinnen und anderen Geflüchteten, vorn auf der Bühne vor der ganzen Oberstufe im Mittelpunkt stehen zu dürfen. Wir haben durch unsere Anwesenheit die Mitschülerin Nermin unterstützt, die ein Gedicht zur Zivilcourage vorgelesen hat. Mein Bruder Ayad hat zwei Geschenke an die Organisationsteilnehmer von HAWAR.help überreicht. Wir sind auf unsere Jesidin Nadia Murad, die Friedensnobelpreisträgerin, stolz, die das schöne Bild von Birthe Schorsch gestaltet bekommen hat. Wir wissen, dass sie eine wichtige Person in dem gezeigten Kriegsfilm ist, den wir selbst nicht sehen durften. An das Schlimme, was wir erlebt haben, sollten wir nicht noch einmal erinnert werden. Durch das Miteinander hier am THG in der Schulgemeinde können wir einiges davon in den Hintergrund treten lassen.

Manal (Jesidin/SI)