RENOIR, MONET, GAUGUIN – Die Namen kenne ich doch

Bildbetrachtung vor Originalen – für viele Schülerinnen und Schüler des THG eine ganz neue Erfahrung.

Exkursionen sind endlich wieder möglich und so ging es in der vergangenen Woche direkt für zwei Gruppen ins nahe gelegene Museum Folkwang. Für einige der Schülerinnen und Schüler der 8d war dies sogar der allererste Museumsbesuch überhaupt.

Gleich mit zwei Stufen in ein und dieselbe Ausstellung?

Anlässlich des 100jährigen Jubiläums bietet die Sonderausstellung des Museum Folkwang gleich zwei mögliche Anknüpfungspunkte an aktuelle Lerninhalte. Für die 8d ging es auf Spurensuche des Impressionismus und Postimpressionismus. Der Grundkurs der Einführungsphase vertiefte seine Kenntnisse zur Farbe und Landschaftsmalerei und erhielt gleichzeitig einen direkten Einstieg in das neue Thema „Plastik und Skulptur“.

Ausgestattet mit der Folkwang App und dem Audioguide zur Führung Bilder einer fließenden Welt hatten die Schülerinnen Gelegenheit im ganz eigenen Tempo die Ausstellung zu erkunden. Lediglich sieben Sekunden verbringt der durchschnittliche Besucher vor einem Bild bevor er weiterzieht. Dass man so keine Details wahrnehmen kann, haben die Schülerinnen selbst erleben können.

„Die Namen Renoir, Monet und Van Gogh, waren mir ein Begriff, dass diese Künstler aber so mit der Farbe umgegangen sind, war mir nicht bewusst. Die Farbe stand teilweise extrem dick auf der Leinwand.“ Julians positive Rückmeldungen zu dem Ausflug zeigen, dass authentische Objekte eine ganz andere Wirkung haben. So ist zum Beispiel der pastose Farbauftrag und die Spontanität der einzelnen Pinselstriche, die die Pleinairmalerei als Neuerung mit sich brachte, anders als auf einer zweidimensionalen Projektion viel leichter zu vermitteln.

Besonders ins Auge gefallen ist vielen Schülerinnen und Schülern der Divisionismus mit seiner systematischen Zerlegung von Farbflächen in kleine Quadrate oder Punkte. So entstand eine rege Diskussion der Arbeit Le Point des Arts von Paul Signiac. „Hier stand er ja wohl nicht mehr draußen in der Landschaft und hat gemalt, oder? Das dauerte bestimmt ewig.“ Im Museumshop musste natürlich eine kleine Erinnerung mitgenommen werden…

Farbdrucke und Projektionen können nicht ansatzweise eine Betrachtung vor Originalen ersetzen. Das haben besonders die Schülerinnen und Schüler der EF bemerkt, als sie die Figuren von Auguste Rodin genauer betrachtet haben. Was an den Figuren so bahnbrechend neu war, ist aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar. Doch wurde deutlich, dass die Figuren keine idealisierten Körper ab- bzw. nachbilden wollen. Schon aus der Rückenansicht konnte man ohne den Titel zu kennen das traurige Gesicht der Kauernden erahnen.

„Die Figuren strahlen durch die Oberflächengestaltung und ihre Körperhaltung Gefühle oder Gedanken aus, irgendwie sehr menschlich und weniger göttlich oder heroisch.“ So war nur am Titel zu erkennen, dass es sich bei einer nackten Frauenfiguren um die biblische Eva handelt. „Sie schämt sich total. Sie guckt weg und verschränkt die Arme vor Ihrem Körper. Außerdem hat sie ein kleines Fettpölsterchen.“, bemerkte Mats „Mit der glücklichen Eva im Paradies hat das wenig zu tun.“

Beide Kurse konnten sich für die raumgreifenden Installationen der zeitgenössischen japanischen Künstlerinnen Chiharu Shiota und Tabaimo begeistern. „Besonders die Verbindung zwischen alter japanischer Kunsttradition oder dem japanischen Theater und Videoinstallation hat mir gut gefallen.“  Die Videoinstallation midnight sea von Tabaimo, eine Animation traditioneller Holzschnitzarbeiten in einem abgedunkelten Raum und mehrfachen Spiegeln, fesselte die Schüler und Schülerinnen zwischen beruhigend-meditativ und beklemmend-düster.

Tobias aus der 8d beschrieb passend: „Ich musste ein zweites Mal rein gehen und mir ansehen was da passiert. Ich habe beim ersten Mal so etwas Blumiges unter den Wellen wahrgenommen, beim zweiten Mal habe ich Organe eines Menschen erkennen können. Das war beeindruckend und verstörend zugleich. Aber trotzdem irgendwie schön, weil es einem so eine unendliche Tiefe durch die Spiegel vermittelt hat.“

Das waren also mindestens 77 mal 7 Sekunden Bildbetrachtung vor einem Werk… 😉

Hannah Kern